Unerwünschte Gäste im Hühnerstall: rote Vogelmilben
Der häufigste und wirtschaftlich bedeutendste Ektoparasit in der Geflügelhaltung ist die rote Vogelmilbe. Von dieser befallene Hennen sind gestresst und somit anfälliger für Krankheiten. Ein erhöhter Milbenbefall führt zu Blutverlust und in der Folge steigt die Sterberate.

Die Milben verursachen Juckreiz, der die Henne in der Nacht nicht zur Ruhe kommen lässt und zu vermehrter Gefieder- und Körperpflege veranlasst. Schlussendlich zählt dies zu den Risikofaktoren der bekannten Untugend des Federpickens.
Ein Milbenbefall führt zudem zu Unruhe, verminderter Futteraufnahme, bleichen Kämmen, vermehrten Abgängen durch Blutarmut, Legeleistungseinbrüchen bis fünf Prozent, zu mehr Bodeneiern, Eiern mit blutigen Punkten, schlechter Schalenqualität etc. – alles Probleme, die tierwohlrelevant wie auch wirtschaftlich von Bedeutung sind!
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Hygiene. Die Milbe kann als Vektor bakterielle Infektionen, wie zum Beispiel Rotlauf, oder auch Viren und Pilze übertragen.
WARME WITTERUNG BESCHLEUNIGT DEN ENTWICKLUNGSZYKLUS
Für eine erfolgreiche Bekämpfung ist es wichtig, die Biologie der Vogelmilbe genau zu kennen. Die Milbe gehört zur Familie der Spinnentiere. Sie ist nüchtern ca. 0,7 x 0,4 mm gross und transparent-gräulich, nach dem Blutsaugen wird sie rot-bräunlich und kann die dreifache Körpergrösse erreichen. Nach dem Schlüpfen aus dem Ei entwickelt sich die Vogelmilbe von der sechsbeinigen Larve nach mehreren Stadien und Häutungen zur achtbeinigen Vogelmilbe. Dazu benötigt sie mindestens vier Mahlzeiten Geflügelblut. Eine Mahlzeit dauert ca. 30 Minuten. Die Entwicklungsdauer ist abhängig von der Temperatur und dauert zwischen vier und zwölf Tagen. Bei warmer Witterung vermehren sich die Milben im Stall explosionsartig. Die Entwicklung wird bei Umgebungstemperaturen unter 9° C gestoppt. In den Verstecken können Milben bis zu neun Monate (bei 5° C) überleben, auch wenn der Stall nicht belegt ist und sie ohne Blut auskommen müssen.
FRÜH EINGREIFEN FÜHRT ZUM ERFOLG
Die roten Vogelmilben sind lichtscheu und nachtaktiv. Nach der Blutmahlzeit ziehen sie sich wieder zurück in ihre Verstecke, zum Beispiel unter Sitzstangen, in Ecken und Winkeln der Voliere, Wandritzen oder in Legenester. Dieses Verhaltensmuster erschwert es dem Geflügelhalter, einen Befall möglichst früh festzustellen, und macht die Bekämpfung schwieriger.
Um den Milbendruck gezielt und erfolgreich tief zu halten, ist ein regelmässiges Absuchen an den bekannten Stellen wichtig. Als Hilfsinstrument können Milbenfallen, Wellkartonröhrchen, mit aufgerolltem Papier gefüllte PVC-Rohrstücke etc. eingesetzt werden.
BEKÄMPFUNG
Es gibt grundsätzlich vier Bekämpfungsmethoden: die physikalische, die chemische, die biophysikalische und die biologische Bekämpfung.
Sicher ist: Wer die Milben unter Kontrolle halten will, muss stetig kontrollieren und wenn nötig eingreifen. Die erfolgreiche Bekämpfungsstrategie kann für jeden Betrieb unterschiedlich sein. Bei ungenügendem Erfolg ist die Strategie anzupassen.