Mastschweine effizient mit Protein versorgen
Nicht zuletzt durch den REB (Ressourceneffizienzbeitrag) für Schweine, ist das Thema der stickstoffreduzierten (N-reduzierten) Fütterung topaktuell. Die phasengerechte Fütterung ist die effizienteste Möglichkeit, den N-Verlust zu reduzieren.
RESSOURCENEFFIZIENTE PROTEINVERSORGUNG?
Das Ziel einer effizienten Schweinefütterung ist es, einen möglichst grossen Fleischansatz mit so wenig Futterprotein wie möglich zu erzielen. Natürlich immer in Berücksichtigung der Fleischqualität.
Stickstoffeffiziente Fütterung bedeutet:
- Bedarfsgerechte Fütterung
- Optimiertes Aminosäureprofil
- Minimale Futterreste und -verluste
In diesem Bericht möchten wir besonders auf den ersten Punkt eingehen:
BEDARFSGERECHTE FÜTTERUNG
Neben dem Energiebedarf (in MJ VES angegeben) benötigt das wachsende Schwein Protein (in RP g angegeben). Dies ist eigentlich eine sehr vereinfachte Betrachtungsweise, da jedes Lebewesen für sein Wachstum und die Erhaltung (und Leistung) einen Aminosäurebedarf decken muss. Mehrere AS (Aminosäuren) bilden jeweils ein Protein. Der Bedarf an Nährstoffen verändert sich im Verlauf des Wachstums eines Schweines. So auch der Bedarf an Aminosäuren und damit indirekt derjenige des Proteinbedarfs. Je jünger ein Tier ist, desto höher ist das Proteinansatzvermögen (Muskelwachstum). Später in der Mast nimmt das relative Muskelansatzvermögen ab, das heisst im Verhältnis wird nun mehr Fett angesetzt, weil die zugeführten Nährstoffe nicht mehr so effizient in Fleisch umgewandelt werden können. Für die Fütterung bedeutet dies, dass je jünger das Mastschwein ist, desto effizienter das Futterprotein in Muskelprotein umgewandelt wird. Daher ist der Proteinbedarf pro kg ZW (Zuwachs) eines 30 kg schweren Jagers deutlich höher, als bei einem schlachtreifen 110 kg schweren Tier.
Die Durchmastfutter sind auf ein Tiergewicht von ca. 50 kg optimiert.
Über die ganze Mast gesehen ist das Angebot an Protein zu Beginn der Mast etwas zu knapp und am Ende deutlich zu hoch. Dieses Überangebot kann vom Schwein nicht verwertet werden und wird vor allem über den Harn ausgeschieden.
Mit zwei verschiedenen Futter, also einem Vor- und einem Ausmastfutter, kommt man dem Bedarf deutlich näher. Dabei wechselt man bei einem LG von ca. 60 kg das Futter. Mit der Möglichkeit einer Multiphasenfütterung kann man am besten auf den Aminosäurebedarf eingehen. Bei diesem System hat man auch mindestens zwei Futter, passt jedoch das Verhältnis der beiden Futter laufend an.
WENIGER NÄHRSTOFFANFALL UND VERLUST
Umso näher man am Bedarf der Tiere füttert, desto weniger Verluste fallen an, welche in der Gülle oder als Ammoniak in der Luft landen. Mit der Import – Export Bilanz wurde für einen real bestehenden Betrieb ein rechnerischer Vergleich zwischen folgenden Fütterungsvarianten gemacht:
Durchmast HE (Hochenergie) NPr
14.0 MJ VES, 150 g RP, 4 g P, aktuelles Futter auf dem Betrieb
2-Phasen-Fütterung: Vormast HE NPr
14.0 MJ VES, 160 g RP, 4 g RP sowie Endmast HE NPr 14.0 MJ VES, 135 g RP, 4 g P
Leistungsdaten Beispielbetrieb:
Die durchschnittliche Leistung der letzten vier Umtriebe:
Ad-libitum-Fütterung
ZW 27 – 114 kg = 87 kg
MTZ 930 g
FV 36.9 MJ
Die Literatur (Fütterungsempfehlung und Nährwerttabellen, ALP) spricht bei einer zweiphasigen Fütterung von einer N-Reduktion von 10 %. Mit den berechneten Werten für den Beispielbetrieb liegen wir mit einer Reduktion von 8 % in diesem Bereich, wobei den Daten aus der Fütterungsempfehlung nicht zu entnehmen war, welchen RP-Gehalt die einzelnen Futter damals hatten.
EINFLUSS AUF DIE TIERGESUNDHEIT
Die N-Reduktion hat einen positiven Einfluss auf den Ammoniakanfall im Stall, was sich positiv auf die Stallluft und somit auf die Tiergesundheit und die Leistungen auswirkt. Unverwertbare Aminosäuren müssen abgebaut werden und werden über den Weg Darm-Blut-Leber-Niere-Harn ausgeschieden. Gibt es im Futter also Überschüsse, wird der Stoffwechsel eines Schweines zusätzlich belastet. Mit den Standardgehalten eines Durchmastfutters muss man mit keinem direkten negativen Einfluss auf die Tiergesundheit rechnen. Es gibt aber Studien die belegen, dass ein Tier für den Abbau und das Ausscheiden des überschüssigen Proteins mehr Wasser trinken muss und dieses auch ausscheidet. Deshalb ist die Wasserversorgung in der Tierernährung so wichtig.
OPTIMIERTES AS-PROFIL UND VERDAULICHKEIT
Will man den RP-Gehalt in den Futter zusätzlich reduzieren, so muss man automatisch die Aminosäurengehalte der Rohstoffe noch genauer im Auge behalten und wenn nötig mit einer Zulage von reinen Aminosäuren dem Bedarf gerecht werden. Hier kommt das Konzept des Idealproteins zum Tragen. Das bedeutet, dass alle notwendigen Aminosäuren im richtigen Verhältnis zur Verfügung stehen müssen. Dabei ist Lysin als erstlimitierende Aminosäure immer ausschlaggebend. Dass FORS mit verdaulichen Werten rechnet, versteht sich von selber, da nicht jede Proteinquelle für das Schwein gleich gut verwertbar ist.
AUCH FINANZIELL NACHHALTIG?
Im Vergleich zu einem Durchmastfutter kann man mit einer zweiphasigen Fütterung ca. 1.– Franken pro Mastschwein sparen. Bei einer Multiphasenfütterung sind noch grössere Einsparungen möglich, da schon ab 40 kg LG das Endmastfutter in die Ration kommt.
SILOMANAGEMENT UND FÜTTERUNGSSYSTEME BEI PHASENFÜTTERUNG
Neben den Vorteilen einer mehrphasigen Fütterung gibt es auch Knackpunkte zu beachten:
- Silomanagement
Möchte man mehr als ein Futter auf dem Betrieb verfüttern, braucht man für jedes Futter mindestens ein Silo. Bei einem Rein-Raus-Betrieb ist die Phasenfütterung eventuell auch mit einem Silo möglich. Die Liefermenge pro Lieferung wird dann aber kleiner sein. Zwei Futter in ein Silo zu füllen (z. B. unten Jagermast, oben Endmast) wird nicht empfohlen, da sich das Futter immer vermischt.
- Fütterungssysteme
Im Vergleich zu modernen Fütterungsanlagen wie z. B. Spotmix oder AirFeed, welche für die Multiphasenfütterung ausgelegt sind, ist die Phasenfütterung bei anderen Systemen etwas anspruchsvoller. Mit einer Flüssigfütterung haben wir bei einem Rein-Raus-Betrieb und zwei Silos keine Probleme, zwei- oder mehrphasig zu füttern. Bei einer kontinuierlichen Mast ist dies schon schwieriger, da pro Fütterung mindestens zwei Suppen angerührt und den richtigen Buchten zugeteilt werden müssen. Bei der Automatenfütterung muss pro Futter eine Futterleitung vorhanden sein. Eine Multiphasenfütterung ist hier praktisch nicht möglich.
FAZIT
Mit einer Phasenfütterung wird man dem Bedürfnis eines wachsenden Schweines am besten gerecht. Dies wirkt sich positiv auf das Klima im Stall aus und hilft, den N-Anfall auf dem Mastbetrieb merklich zu reduzieren. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die Mast in mindestens zwei Fütterungsphasen einzuteilen.