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Wollen wir in einem Wohlstandsmuseum leben?

Der Bund soll gemäss unserer Verfassung dafür sorgen, dass die Landwirtschaft durch eine nachhaltige und auf den Markt ausgerichtete Produktion einen wesentlichen Beitrag zur sicheren Versorgung der Bevölkerung, zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und zur Pflege der Kulturlandschaft leistet.

Der erste Punkt dieser Aufgaben scheint immer mehr in den Hintergrund zu rücken. Eine zunehmende Ökologisierung, unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit, bedrängt die Ziele einer produzierenden Landwirtschaft. Bereits heute hat die Schweiz einen sehr tiefen Eigenversorgungsgrad. Dieser droht sich weiter zu verringern. Es ist auch nicht verwunderlich, dass sehr viele Landwirte aus ökonomischen Gründen gezwungen sind, sich auf Direktzahlungen zu konzentrieren, die immer stärker an ökologische Leistungen geknüpft sind. Ich betrachte es als eine gefährliche Entwicklung, wenn der Fortbestand des landwirtschaftlichen Sektors zunehmend auf einseitig motivierten Direktzahlungen beruht. Die Direktzahlungen sollten Leistungen abgelten, die einem gesamtgesellschaftlichen Interesse dienen. Dazu gehört eben auch eine nachhaltige Versorgung mit einheimischen Lebensmitteln. Dabei spielen gerade unter unseren klimatischen Verhältnissen die tierischen Produkte eine zentrale Rolle. Es stört mich sehr, wie diese von allen möglichen Seiten immer wieder unter Beschuss kommen. Dass dabei leider immer öfters auch Politik und Verwaltung eine entscheidende Rolle spielen, macht es noch schlimmer. Mit einem unnötigen Verwaltungsaktivismus, der zum Beispiel Stallbauten vor immer grössere Hürden stellt, kommt dabei der Produktionsstandort Schweiz immer mehr unter Druck.

Der deutsche Ökonom Moritz Schularick spricht in diesem Zusammenhang vom «Wohlstandsmuseum». Er beklagt, dass niemand mehr etwas herstellen will, niemand mehr etwas wagt, sondern alle nur noch das Erreichte verwalten wollen. Wenn wir nicht aufpassen, verkommt die Schweiz bald zu einem Wohlstandsmuseum. Die Tendenzen jedenfalls sind auch bei uns alarmierend. Der Staat wird immer aufgeblähter. Die Anzahl an Bundesangestellten ist in den letzten 15 Jahren kontinuierlich angestiegen, von 32’000 Vollzeitstellen im Jahr 2007 auf über 38’000 im Jahr 2022. In internationalen Rankings rutscht der Werkplatz Schweiz in vielen Disziplinen Jahr für Jahr rangmässig nach hinten. Noch sind wir vorne dabei, müssen uns aber zugestehen, dass andere Länder es inzwischen besser machen.

Gerade in unserem Hochlohnland ist die Wirtschaft auf gute Rahmenbedingungen angewiesen. Dazu benötigt es eine Verwaltung, welcher bewusst ist, wo der Franken verdient wird. Es ist mir ein Anliegen, dass wir zum Produktionsplatz Schweiz vermehrt Sorge tragen. Dazu gehört insbesondere auch die Landwirtschaft mit den vor- und nachgelagerten Stufen. Dass es etwas kosten darf, gesunde Tiere zu halten, feine Nahrungsmittel zu produzieren und eine nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben, muss selbstverständlich werden! Zeigen wir auf, dass wir mit unserem Wissen, Können und unseren Leistungen die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen tierischen Nahrungsmitteln unterstützen! Denn es wird in den kommenden Jahren noch mehr Menschen geben, die nicht mehr jeden Tag Fleisch konsumieren. Aber wenn sie es tun, dann mit Genuss. Genau auf diese Menschen sollten wir uns fokussieren. Diese schätzen eine Produktion, die hier in der Schweiz stattfindet. Leisten wir unseren Beitrag an einen erfolgreichen Produktionsstandort Schweiz, anstatt ein Wohlstandsmuseum anzustreben!

Autor: Peter Stadelmann

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