| Rindvieh

Investition in die Startphase

«Jede Kuh bekommt das Starterfutter, wie sie es benötigt.» Diese und ähnliche Aussagen spiegeln sich in hohen Herdenleistungen, guter Persistenz und gesunden Tieren. David Minder zeigt, dass man auch in kleineren Herden und in einem älteren Stall das genetische Potenzial mit guter Beobachtungsgabe und gezielter Futterauswahl nutzen kann.

Betriebsspiegel

Arbeitskräfte: Betriebsleiter David, Mithilfe seiner pensionierten Eltern Peter und Ursula, Lebenspartnerin Melanie (arbeitet als MPA) unterstützt David in ihrer Freizeit
Betriebszweige: Milchwirtschaft, Viehzucht, Futterbau
Kennzahlen: 17,5 ha LN, vorwiegend Naturwiese und Weide (keine KW)
18 – 20 Kühe Holstein/Red-Holstein: Milchleistung 10’000 kg, 3,8 % Fett, 3,35 % Protein*
15 – 20 Jungvieh, Erstabkalbealter 24 – 26 Mt.
209’000 kg Lieferrecht für Emmentaler-Käserei Leimiswil
Zuchtziele: funktionelle Merkmale wie Langlebigkeit, Zellzahlen, Fruchtbarkeit und Euterqualität. Zuchtwert kg Milch steht nicht im Fokus
Nebenerwerb: Als selbstständiger Bereiter hat David vor allem an Springkonkurrenzen Pferde von Kunden in Beritt, dazu kommt die Ausbildung von Pferden und Reitern
Hobby: 2 Pferdestuten mit Nachzucht
* ausgezeichnet für Betriebsmanagement swissherdbook 2019 in seiner Kategorie

Gute Raufutterqualität und eine ausgeglichene Herdenration ist die Basis
Ist die silagefreie Fütterung in Hochleistungsherden anspruchsvoller? David und Lukas sind sich einig: «Nein.» Aber es gibt Unterschiede im Vergleich mit Silagerationen, und die muss man kennen:

  • Kosten: die Futterkonservierung und -lagerung und die evtl. Ergänzung sind meist teurer
  • Abbaubarkeit Kohlenhydrate: es fehlt eher Stärke und es ist zu viel Zucker da
  • Laktationspersistenz: ist noch wichtiger, da keine «extremen» Komponenten in der Startphase eingesetzt werden können
  • Handling Fütterung mit Heu ist einfacher (leichter, weniger Mechanisierung bei der Entnahme nötig)
  • Kühe lieben Heu

Sommerration

  • Weide: Nacht (oder ½ Tag), 1 – 3 Tageskoppeln
  • Dürrfutter 1. – 3. Schnitt: nur gute Qualität; im Vergleich zum Winter wird mehr auf Struktur geachtet
  • FORS 8585 Palasan: um Heuverzehr maximal hoch zu halten (gelegentlicher Einsatz, abhängig vom Futterangebot)

Winterration

  • Dürrfutter belüftet
  • Kartoffeln: ca. 3 kg / Tier
  • «Mischung»

Die Komponenten bleiben das ganze Jahr gleich. Es ändert nur die Aufteilung. Braucht es zum Bespiel mehr NDF in der Ration, gibt es mehr Dinkelspreuer, bei jungem Gras wird der Anteil Provamix und FORS 2864 Stabilomin grösser.

  • Bürli-Ballen: 1. und 2. Schnitt Naturwiese (RP 18 – 21 %)
  • Zuckerrübenschnitzel getrocknet
  • FORS 6140 Provamix und Dinkelspreuerwürfel (Art. 5515)
  • FORS 2620 M’vieh Protein 45 / 230 (100 – 300 g pro Kuh)
  • Mineralstoffkonzentrat und Salz

David beurteilt anhand der Kotqualität, der Pansenfüllung und des Futterverzehrs, wie die Mischung passt. Er ist flexibel, kann schnell reagieren, ohne den Pansen zu überfordern. Denn bis auf die Weide und die Kartoffeln, fressen die Kühe immer dieselben Komponenten. Galtkühe fressen spätestens 14 Tage vor dem Abkalben davon. Die Grundration ist auf 23 – 26 kg Milch ausgeglichen.

In der Startphase unterstützen, nicht überfordern
Neben dem Grundfutter für die Laktierenden, erhalten die Kühe vor dem Abkalben auch schon vom Starterfutter FORS 2753 Safestart. David meint: «Um die Kuh und den Pansen anzugewöhnen, reicht eine Handvoll pro Tag.» Direkt nach dem Abkalben gibt es den Firstdrink FORS 2830. «Es gibt Kühe, die trinken so viel Wasser, da ist es nicht zu schade, ihnen auch noch einen zweiten Beutel dieses Konzentrates zu gönnen», erzählt der Landwirt.

Der Persistenz und Tiergesundheit zuliebe
Die ersten zwei Wochen nach dem Abkalben erhält jede Kuh zur ausgeglichenen Grundration 3 kg Safestart. Zusätzliches Leistungsfutter oder Proteinkonzentrat gibt es erst danach und auch nur, wenn die Kuh fit ist. Beim FORS 2753 Safestart wird die gute Fressbarkeit geschätzt und dank dem darin enthaltenen OmniGen® kommen die Kühe mit Stress besser zurecht. Dies sind die beiden merkbaren Unterschiede, welche David im Vergleich zum reinen Energiefutter aufgefallen sind. Damit seine Fütterung auf die ganze Herde gerechnet nicht teurer wird, hat man die Fütterung Mitte und Ende Laktation optimiert.
Auch bei der Fütterung von Jungkühen (1. Laktation) wird auf dem Betrieb von Minder’s nicht gespart, und so ist es «normal», dass diese über die ersten 100 Tage das Starterfutter erhalten. Landwirt und Berater sind sich einig: Nur so ist es möglich, hohe Einsatzleistungen zu erreichen und eine merkliche Entwicklung von der 1. bis 3. (4.) Laktation zu sehen und so bei 12’000 – 14’000 kg zu landen. «Das ist dann aber auch genug», meint David.

Aufwand muss sich lohnen
Auf den ersten Blick scheint die Fütterung kompliziert und zeit­intensiv. Lohnt sich aber der Aufwand?
Dazu sagt der Betriebsleiter:

  • Der Aufwand ist nicht viel grösser mit 10’000 als mit 7’000 kg Leistung, es können aber mit den gleichen 20 Kuhplätzen pro Jahr 60’000 kg mehr Milch verkauft werden
  • Pro Fütterung benötigt er 15 Minuten, dies ohne Hilfe von Maschinen
  • Futternachschieben mehrmals täglich ist auch Tierbeobachtung und gut investierte Zeit
  • In die Startphase und dadurch in die Persistenz zu investieren, lohnt sich

Fazit: Es schadet nicht, sich auch von kleineren Betrieben etwas abzuschauen. In diesem Beispiel ist es vor allem die explizite Beobachtung des Fressverhaltens der Herde und die tierindividuelle Fütterung in der Startphase. Beides kann auch die beste Technik nicht ersetzen ohne die aufmerksamen Landwirte und Berater.

 

Autor: Melanie Weber

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