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Trächtige Sauen auch im Herbst

Eine hohe Non-Return Rate (NRR) ist das Ziel jedes Schweinezüchters. Trächtige Sauen sind besonders im Spätsommer und Herbst das Ergebnis eines professionellen Managements. Gute Zahlen sind kein Zufall, dies zeigt sich auch auf dem Betrieb von Marcel und Ruth Steffen in Lützelflüh-Goldbach BE.

Hier ein paar Fakten zum Betrieb:

Wenn wir von einer guten Fruchtbarkeit sprechen, so meinen wir eine hohe NRR, keine Aborte, mindestens 2,3 grosse und vor allem ausgeglichene Würfe pro Sau und Jahr mit so wenig untergewichtigen Ferkeln wie möglich.

Folgende Faktoren stehen beim Deck- und Wartebetrieb Steffen im Fokus:

Futter
Seit 2016 wird im ganzen AFP-Ring ergänzend FORS 3839 Zyklostar eingesetzt. Dies um die Mineralstoff- und Vitaminversorgung in den kritischen Phasen zu erhöhen. Dabei gehen Marcel und seine Kollegen folgendermassen vor:

  • im Deckstall bis zum positiven Ultraschall (ca. 30 Tage nach der Belegung) jeden Tag 25 g / Tier
  • im Galtsauenstall 1 Mal pro Woche 25 g, Juli – Oktober 2 Mal pro Woche 25 g
  • im Abferkelstall mindestens sieben Tage vor dem Absetzen 50 g pro Woche.

Was sind die Beobachtungen?
Ein weniger starkes Sommerloch, das heisst im Frühherbst treten weniger Umrauscher und Frühaborte auf. Auf dem Deck-/Wartebetrieb konnte die NRR in den letzten Jahren so stetig gesteigert werden. Ein angenehmer Nebeneffekt sind die besseren Klauen.


Welche Punkte in der Fütterung sind auch noch wichtig?
Marcel Steffen füttert seit ca. einem Jahr während dem ersten Trächtigkeitsmonat deutlich mehr Futter (min. 37 MJ/Tag) und dies unabhängig der Körperkondition. Am ersten Tag nach dem Absetzen gibt es etwas weniger (damit die Milch etwas schneller zurückgeht). Während der ganzen Trächtigkeit werden die Sauen gut beobachtet. Besonders im Herbst und Winter können Unruhe und das plötzliche Wegfressen von grossen Mengen Stroh und Heu auf einen erhöhten Nährstoffbedarf hindeuten. Um Frühaborte zu vermeiden, steigert Marcel dann unabhängig vom Trächtigkeitsstadium die Menge Futter für einen Moment.

Management
Wichtige Punkte beim Deckmanagement:

  • Samen sachgemäss lagern (Temperatur in Klimabox mit Thermometer gelegentlich kontrollieren)
  • In kritischer Zeit (Spätsommer und Herbst) neuen Eber zukaufen – so wird auch der alte wieder neu motiviert und ist aktiver
  • Eber mit Mineralstoff und evtl. speziellem Eberfutter versorgen
  • Besonders bei Remonten kann mit einem kurzen Aufenthalt ausserhalb des Stalles eine (Transport-)Rausche ausgelöst werden. Marcel nimmt sogar manchmal die Jungsauen beim Ausliefern auf die Abferkelbetriebe im Transporter mit.

Licht
Im Deckbereich brennt während des ganzen Tages künstliches Licht. Dies ist auch im Hochsommer wichtig, da die Schattennetze im Auslauf die Fenster etwas abdunkeln. Der positive Effekt könnte mit speziellen Lampen noch verstärkt werden.
Luft
Im Sommer kommen im Stall zusätzliche Grossraumlüfter zum Einsatz. So bleibt die Luft gut und die Temperatur ist tiefer. Im Auslauf sind zusätzlich Wasserzerstäuber und Schattennetze montiert, was im Hochsommer angenehme Temperaturen im Tierbereich bringt.

Wasser
Marcel hat vor einiger Zeit vom herkömmlichen Nippel auf den Kugelnippel gewechselt und ist überzeugt, dass die Tiere so lieber und mehr trinken. Zusätzlich werden die Sauen über Trogfluter im Fresstrog nachgetränkt.

Einstreu / Beschäftigung
Beim Stroh und Heu muss im Galtsauenbereich besonders auf dessen Qualität geachtet werden, um Fruchtbarkeitsprobleme wegen Mykotoxinen zu vermeiden. Die Galtsauen von Marcel Steffen erhalten ein Galtsauenfutter mit einem zugesetzten Mykotoxinbinder, um zusätzliche Sicherheit zu haben. Beschäftigung mit Stroh/Raufutter ist wichtig, damit die Sauen ruhig sind und sich Rangkämpfe in Grenzen halten. Auch diese könnten Aborte auslösen. Ein mittels Einstreu isolierter Boden im Liegebereich ist positiv für den Tierkomfort und fördert dadurch ein intaktes Immunsystem. Dies ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Trächtigkeit.
Neben der besseren NRR beobachtet man im Abferkelring weniger unterentwickelte Ferkel und eine Steigerung der Anzahl lebend geborener Ferkel um rund 8 % (2015 zu 2017). Zusätzlich zu den oben genannten Punkten spielt sicher auch die Genetik und diverse andere Faktoren eine Rolle. Das Beispiel vom Betrieb Steffen zeigt, dass sich zusätzlicher Einsatz lohnt.

 

FORS 3839 Zyklostar

Verbessert die Fruchtbarkeit

Zyklostar ist ein Ergänzungsfutter, welches die Nährstoffversorgung der Zuchtsau auch bei hohen Leistungen sicherstellt. Es unterstützt die Fruchtbarkeit u. a. mit Hilfe von Beta-Carotin, organischen Spurenelementen, Biotin und L-Carnitin.

  • Anwendung: 50 g pro Sau während sieben Tagen vor dem Decken und während der Trächtigkeit. Während der Säugezeit 1 – 2 Mal pro Woche.
  • Verpackung: Sack à 20 kg
  • Kosten pro Sau und Umtrieb: 8 bis 10 Franken, dies im Vergleich zu rund 260 Franken Verlust (Futter, Besamung, weniger Erlös aus Ferkelverkauf) pro umrauschende Sau
Autor: Melanie Weber

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