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Hitzestress im Schweinestall

Wer kennt es nicht: Es ist Hochsommer und es braut sich ein Gewitter zusammen. Das Klima ist tropenähnlich und man ist bei der kleinsten Anstrengung schweissgebadet. Doch wie geht es den Schweinen unter solchen Bedingungen? Die Antwort auf diese Frage ist simpel: schlecht. Da Schweine nicht schwitzen können, brauchen sie andere Möglichkeiten, um sich abzukühlen. Die Bedeutung von optimalen klimatischen Bedingungen im Schweinestall darf nicht unterschätzt werden, da Hitzestress in verschiedenen Bereichen negative Auswirkungen hat.

ANZEICHEN ERKENNEN

Schwitzen ist nicht die einzige körperliche Reaktion auf Hitze. Bei besonders hohen Temperaturen fangen die Tiere meistens an zu keuchen. Ist dies der Fall, ist der Hitzestress jedoch schon gross, und es sollte unbedingt gehandelt werden. Ein erstes Anzeichen von zu hohen Temperaturen im Stall ist eine erhöhte Atemfrequenz. Zudem liegen die Tiere vermehrt ausgestreckt auf der Seite. Dies tun sie, damit die Kontaktfläche zum Boden grösser ist und sie sich über den kühlen und feuchten Boden abkühlen können.

AUSWIRKUNGEN SIND NICHT ZU UNTERSCHÄTZEN

Die Folgen von Hitzestress dürfen nicht unterbewertet werden. Es ist in keiner Weise «nur» ein Unwohlsein der Tiere. Bei Galtsauen wirkt sich Stress, egal in welcher Form, negativ auf die Fruchtbarkeit aus. So können die tieferen Trächtigkeitsraten und kleinere Würfe bei Sauen, welche im Hochsommer besamt wurden, auf den Hitzestress zurückgeführt werden. Diese Probleme sind bekannt als «Sommerloch». Auf Zuchtbetrieben können die wirtschaftlichen Folgen von zu hohen Temperaturen immens sein. Dies jedoch nicht nur aufgrund des Sommerlochs. Im Abferkelstall kann Hitzestress ebenfalls zu verschiedenen Problemen führen. So sind zum Beispiel die Ferkelverluste höher. Die Sauen stehen aufgrund der Hitze öfters auf und legen sich von einer Seite auf die andere, wodurch das Risiko für erdrückte Ferkel steigt. Weitere Folgen von zu hohen Temperaturen sind die zunehmende Unordnung und schmutzige Tiere. In der freien Natur suhlen sich die Schweine, um sich abzukühlen. Dies machen sie auch im Stall, was jedoch bei einer Tierschutzkontrolle zu einer Beanstandung führen kann.

REDUZIERTE LEISTUNGEN DURCH TIEFEREN VERZEHR

Eine weitere Auswirkung von Hitzestress zeigen die Tiere in ihrem Fressverhalten. Der tiefere Futterverzehr ist auf Mastbetrieben sehr problematisch. Da schwerere Tiere tiefere Temperaturen bevorzugen (vgl. Diagramm), wirkt sich Hitzestress vor allem in der Ausmast aus. Durch den tieferen Verzehr sinken die Tageszunahme und die Mastdauer verlängert sich. Auch die säugenden Sauen fressen weniger. Dadurch sinkt die Milchleistung und somit sind die Absetzgewichte der Ferkel tiefer. Um die Milchproduktion trotzdem möglichst hoch zu halten, bauen die Tiere Körperfett ab und verlieren somit während der Säugezeit zu viel Gewicht. Bei Sauen gilt bezüglich des reduzierten Verzehrs aufgrund von Hitze folgende Faustregel: Ab 21°C fressen die Sauen pro Grad erhöhter Temperatur 100 Gramm weniger. Bei 30°C entspricht dies also fast einem Kilogramm Futter. Die Schweine reduzieren ihren Verzehr, damit weniger Wärme aufgrund der Verdauung des Futters frei wird. Schätzungen zu Folge werden bei den Verdauungsprozessen bis zu 25 % der Energie des aufgenommenen Futters in Wärme umgewandelt.

MÖGLICHKEITEN ZUR KÜHLUNG AUSSCHÖPFEN

Mittlerweile gibt es vielseitige Möglichkeiten, wie die Temperaturen in den Ställen möglichst gesenkt werden können. Ein wichtiger Punkt ist eine leistungsstarke Lüftung. Dabei muss aber unbedingt beachtet werden, dass keine Zugluft entsteht. Bei hohen Temperaturen (circa 30°C) darf die Luftgeschwindigkeit gesteigert werden. Wird dies gemacht, muss die Lüftung bei sinkenden Temperaturen unbedingt reduziert werden. Dies muss vor allem am Abend beachtet werden. Eine sehr wirksame Abkühlungsmöglichkeit ist die Zuluftkühlung. Bei dem sogenannten Cool Pad wird die Luft durch eine Wand aus Zellulose geleitet, welche mit kaltem Wasser berieselt wird. Dadurch kann die Zuluft um mehrere Grad gekühlt werden. In Ausläufen wird in der Praxis oft mit Duschen gearbeitet. Dabei kann entweder eine Hochdruck- oder eine Niederdruckbenebelungsanlage installiert werden. Damit das Wasser in der Luft verdunsten kann, braucht es Wärme. Diese wird der Umgebung entzogen und somit kühlt sich die Umgebungstemperatur ab. Bei Sprühanlagen muss aber beachtet werden, dass die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Schweine erkälten. Der optimale Wirkungsgrad von Schweineduschen liegt bei circa 60% relativer Luftfeuchtigkeit. Insbesondere kurze Sprühintervalle sind wirkungsvoll, da die Temperatur zwar abgekühlt wird, jedoch ohne die Luftfeuchtigkeit massiv zu erhöhen.

HITZE MACHT DURST

Wie auch uns Menschen macht die Hitze den Schweinen Durst. Deshalb muss im Sommer eine ausreichende Wasserversorgung besonders beachtet werden. Eine Kontrolle und allfällige Anpassung der Tränken ist sehr zu empfehlen. Nehmen die Tiere genügend Wasser auf, steigert dies ihr Wohlbefinden. Insgesamt darf eine Verbesserung des Klimas nicht als Luxus für die Schweine erachtet werden. Fühlen sich die Tiere wohler, können sie dadurch ihr Leistungspotenzial besser ausschöpfen, was sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebs auswirkt.

WAS SCHREIBT DIE TIERSCHUTZVERORDNUNG VOR?

  • In Räumen und Innengehegen muss ein den Tieren angepasstes Klima herrschen.
  • Bei geschlossenen Räumen mit künstlicher Lüftung muss die Frischluftzufuhr auch bei Ausfall der Anlage gesichert sein.
  • Übersteigt die Temperatur in neu eingerichteten Ställen für Schweine ab 25 Kilogramm in Gruppenhaltung und für Eber 25°C, so ist den Tieren eine Abkühlungsmöglichkeit zur Verfügung zu stellen.
  • Als Abkühlungsmöglichkeiten gelten Erdwärmetauscher, Zuluftkühlung, Bodenkühlung, Vernebelungsanlage sowie mit Feuchtigkeit auf das Tier einwirkende Einrichtungen wie Duschen oder Suhlen.
Autor: Ursula Zehnder

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