Weidegras optimal ergänzen
Weidefutter ist ein kostengünstiges Grundfutter. Ein Blick auf die Futterwerte von frischem Weidegras zeigt, dass Energiekonzentration und Proteingehalt es durchaus zu einer wertvollen Komponente in der Ration machen, wenn es gezielt ergänzt wird.
Weidegang mit Vor- und Nachteilen
Vorteile des Weideganges ergeben sich grundsätzlich im Hinblick auf Tiergesundheit und Tierkomfort. Nicht ohne Grund wird in vielen Untersuchungen zur Beurteilung von Haltungssystemen als Vergleich das Verhalten der Tiere auf der Weide herangezogen. Auf der Weide läuft und liegt die Kuh auf ihrem natürlichen Untergrund. Die Klauen reinigen sich und trocknen ab und die permanente Belastung durch Harn und Kot entfällt. Das Liegeverhalten sowie der Aufstehvorgang wird ohne begrenzende Abtrennungen vorgenommen. Das Sonnenlicht hat zudem positive Wirkungen auf die Tiergesundheit.
Nachteilig für das System Weidegang ist in vielen Betrieben die fehlende Arrondierung der Weideflächen in Stallnähe und damit einhergehend häufig sehr lange Triebwege oder eine viel zu geringe Grösse der Weideflächen. Schwieriger gestaltet sich auch eine gleichmässige Nährstoffversorgung der Kühe über den Tag und über die gesamte Weideperiode hinweg. Gerade Hochleistungsherden haben hier grosse Ansprüche, die nicht immer erfüllt werden können.
In der Abbildung 1 werden die Nährstoffgehalte von Weidegras im Verlauf des Jahres dargestellt. Weidegras ist ein hochverdauliches und gehaltreiches Futtermittel. Im ersten Aufwuchs gilt es, die sehr hohen Zuckerwerte zu beachten. Während der ganzen Weidesaison sollte man bedenken, dass die Kühe mit einem Rohproteinüberschuss versorgt werden, wovon jedoch im Darm nur etwa zwei Drittel des Eiweisses als APD zur Verfügung stehen. Das restliche Protein fällt im Pansen als überschüssiger Stickstoff an und muss über die Leber entgiftet und mit dem Harn und der Milch ausgeschieden werden. Die Gehaltsschwankungen im Weidegras während der Vegetationsperiode sind in der Ergänzungsfütterung zu beachten, damit Stoffwechselstörungen verhindert werden können.
Probleme der Rationsgestaltung
Um die Vorteile des kostengünstigen Weidegrases optimal zu nutzen, gilt es, folgende Punkte zu beachten.
Energie und Eiweiss
Ab Mitte des Jahres sinken die Energiegehalte im Weidegras und die Rohproteingehalte steigen. Der überschüssige Stickstoff verlässt den Pansen in Form von Ammoniak, welches in der Leber zu Harnstoff umgebaut werden muss und in der Regel mit einer grossen Belastung verbunden ist. Für den Landwirt ist diese Stickstoffüberversorgung an hohen Milchharnstoffgehalten erkennbar (+ 30 mg/dl Milch). Trotz der hohen Rohproteinversorgung kann bei Tieren mit hohen Milchleistungen die Menge an nutzbarem Protein am Darm zu gering ausfallen. Für diese Tiere ist die Ergänzung der Ration mit geschütztem, pansenstabilen Protein sinnvoll. Auch ist die Versorgung mit pansenfermentierbaren Kohlenhydraten bei Weidefutter ab dem zweiten Aufwuchs zu niedrig, woraus ein nicht ausreichendes Mikrobenwachstum im Pansen resultieren kann. Dies führt in der Regel dazu, dass die Milcheiweissgehalte tiefer liegen als während der Winterfütterung.
Der Überhang an Stickstoff im Pansen aus der Weide kann durch geeignete Ausgleichsfutter beseitigt werden. Zu diesem Zweck empfehlen wir FORS 2516.00 Milchvieh HIT.
Dieses Milchleistungsfutter ist speziell für hohe Anteile an Gras und Grasprodukten zusammengesetzt und durch folgende Gehalte gekennzeichnet: 7.3 MJ NEL, 17 % RP und einen hohen Anteil an pansenstabiler Stärke. Erreicht werden diese Werte durch einen hohen Anteil an Mais und dem Einsatz von geschützten Eiweisskomponenten sowie einem Harnstoffhemmer auf pflanzlicher Basis. Dieses Futter liefert eine angemessene Energiemenge für die Pansenflora und deckt den Mineralstoff- und Spurenelementbedarf. Wichtig ist, dass durch die gezielte Beifütterung und den sinnvollen Einsatz eines Kraftfutters auch bei hohen Milchleistungen grosse Grasmengen gefüttert werden können.
Strukturversorgung
Nicht nur die Energieversorgung sondern auch die Strukturversorgung spielt in der Weideration eine zentrale Rolle. Die Kotkonsistenz bei hohen Grasanteilen ist oft sehr dünnflüssig. Dies ist zum einem durch die Proteinüberschüsse, andererseits durch die knappen Rohfasergehalte des jungen Weideaufwuchses begründet. In solchen Phasen ist eine gezielte Strukturversorgung zur Aufrechterhaltung der wiederkäuergerechten Fütterung unerlässlich. Dies kann entweder über die vorgelegte Ration im Stall (Halbtagsweide) oder über das Angebot von Strukturfutter in Futterraufen auf der Weide realisiert werden.
Stärke und Zucker
Neben der Rohfaser- und Strukturversorgung stellt die Versorgung mit unbeständiger Stärke und Zucker (pansenverfügbare Kohlenhydrate) eine entscheidende Grösse zur Beurteilung der wiederkäuergerechten Fütterung dar. Um den Anforderungen an die Ergänzung zur Herbstweide gerecht zu werden, empfehlen wir den Einsatz des Futters FORS 6195.00 Provaplus. Aufgrund seiner einmaligen Zusammensetzung deckt es mit einem Rohfasergehalt von 18 % den Strukturbedarf der Kühe. Dank seiner regulierenden Wirkung auf die Passagerate verbessert FORS 6195.00 Provaplus einerseits die Nährstoffausnützung aus dem Grundfutter und zum andern die Kotkonsistenz der Tiere. Die enthaltenen Getreideflocken helfen zusätzlich dabei, die Versorgung mit Stärke sicherzustellen.
Was es sonst noch zu beachten gilt:
Frischmelkern und Hochleistungstieren ist bei Weidegang besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Tiere befinden sich oftmals ohnehin in einem Energiedefizit und können ihren Energie- und Nährstoffbedarf mit Weidegras nur ungenügend decken. Die Folgen sind eine Vergrösserung des Energiedefizites, eine deutliche Abnahme des Körpergewichtes und infolge dessen das Auftreten von Stoffwechselentgleisungen (Ketose), Fruchtbarkeitsstörungen und Klauenerkrankungen. Nicht nur aus Gründen des Tierwohls sollten diese Tiere einen Teil ihrer Ration im Stall erhalten, wo Energie- und Nährstoffdichte der Ration und die Futteraufnahme kontrolliert werden können. Grundsätzlich ist zu beachten, dass Kühe sehr empfindlich auf schwülwarme Witterung oder direkte Sonneneinstrahlung hoher Intensität reagieren. Um eine hohe Grasaufnahme zu gewährleisten und den Hitzestress zu minimieren, sollten die Kühe nur in den frühen Vormittags- und in den Abendstunden geweidet werden. Von besonderer Bedeutung bei Hitze ist zudem die Bereitstellung von ausreichend frischem Trinkwasser auf der Weide. Die mittlere Entfernung zur Tränke sollte 250 m nicht überschreiten, da Wasser- und Futteraufnahme ansonsten stark zurückgehen. Ab einer Herdengrösse von 40 Kühen sollten ausserdem zwei Tränkestellen vorhanden sein, damit auch rangniedere Tiere genügend Wasser aufnehmen können. Bei nasskalter Witterung, vor allem im Spätsommer und Herbst, sind neben dem Rückgang von Futteraufnahme und Milchleistung vor allem die Futterverschmutzung sowie Trittschäden an der Grasnarbe Kriterien für Zeitpunkt und Dauer von Weide- oder Stallhaltung.