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So füttern Ferkelprofis Heute

«Früher war alles besser». Stimmt dies auch in Bezug auf die Ferkelfütterung? Wenn man die empfohlenen Futterstrategien anschaut, könnte man dies denken.

Wenn man die Kennzahlen von 1990 mit aktuellen Zahlen vergleicht, muss festgestellt werden, dass wir nicht mehr die gleichen Voraussetzungen haben, nicht schlechtere, aber andere. Die Veränderungen sind in folgender Tabelle sichtbar:

 

Mehr Schweine pro Betrieb heisst mehr Betriebe, die alleine von der Schweinehaltung leben und «professioneller» arbeiten. Der negative Punkt ist der erhöhte Krankheitsdruck bei ungenügendem Management.

Gesteigerte Wurfgrösse bedeutet neben den wirtschaftlichen Chancen auch Risiken. Das durchschnittliche Geburtsgewicht ist tiefer, die Geburten dauern länger, die Kolostrum Menge pro geborenes Ferkel wird kleiner und die Ferkel sind beim Absetzen im Durchschnitt eher leichter. Daher wurde schon in den 90er- Jahren empfohlen, den Ferkeln ab dem 8. Lebenstag schmackhaftes Starterfutter anzubieten und sie erst abzusetzen, wenn sie 200 bis 300 g pro Tier und Tag aufnehmen (Schweinehaltung 1995, LMZ Zollikofen).

Die Masttageszunahmen sind stetig gestiegen und dadurch auch das Wachstumspotential in der Ferkelaufzucht. Der Anspruch an die Futterkomponenten und das Fütterungsmanagement ist dementsprechend hoch.

Die häufigsten Ferkelkrankheiten 1990 waren Blutarmut, Colidurchfall, Ödemkrankheit, Pechräude und Streptokokken Infektionen. Daneben waren in der Schweiz Sanierungen von diversen Krankheiten ein Thema. Von Impfungen und die Zucht auf F18-Resistenz sprach man dagegen noch nicht. Einen erhöhten Krankheitsdruck beim Absetzen gab es somit auch 1995. Antibiotikaresistenzen im Schweinestall waren da aber noch kaum ein Thema und die AML (Antimikrobiellen Leistungsförderer) noch nicht verboten.

Zusammengefasst stellen wir folgende Unterschiede beim Absetzen der Ferkel gegenüber den 1990er-Jahren fest:

  • Die Ferkel wachsen auf Betrieben mit mehr Schweinen auf
  • Grössere Würfe mit tieferem Absetzgewicht
  • Höherer Krankheitsdruck durch beschränkte Menge Kolostrum und mehr abgesetzte Ferkel
  • Managementmängel können nicht mehr mit dem Antibiotikaeinsatz überdeckt werden

Erfolgreiche Züchter füttern "Harmonie"
Aus den genannten Gründen reicht in vielen Betrieben ein einziges Ferkelfutter vom Anfüttern bis zum Verkauf an die Mast nicht mehr aus. Man kann diese Zeit in drei Phasen, mit jeweils spezifischen Zielen einteilen:

1. Phase: Anfütterung
Diese Phase beginnt mit der Anfütterung unter der Sau und dauert so lange bis das Absetzferkel regelmässig frisst.
Ziel: Das Ferkel frisst bis zum Absetzen total 300 bis 500g und startet danach mit rund 150 g pro Tag.
Anspruch an die Fütterung:

  • Sehr schmackhaftes Futter
  • Täglich frisch (wenn möglich 2x)
  • Kein Futterwechsel direkt vor dem Absetzen
  • Futter so anbieten, dass möglichst alle Ferkel gemeinsam fressen können (zusätzliche Schalen oder Bodenfütterung)
  • Wasserversorgung sicherstellen

Geeignet: FORS 3000, 3005 plus jeweils 8509 Ferkelwühlerde

2. Phase: Umstellung auf die rein pflanzliche Ernährung
Sobald die Ferkel fressen, beginnt die nächste Phase. Der Verdauungstrakt muss nun mit rein pflanzlicher Ernährung funktionieren. Diese Phase ist heikel, da das Immunsystem durch die diversen Stressfaktoren stark beansprucht wird. 

Ziel: Eine Absetzdepression mit Wachstumseinbrüchen, Durchfall und Sekundär-Krankheiten soll vermieden werden. Anspruch an die Fütterung:

  •  Angepasste Futtergehalte
  • Verdauungsfördernde Futterkomponenten

Geeignet: FORS 3123 bis 3125, 3005. Daneben bieten sich je nach Situation Spezialprodukte wie FORS 8506 Start-Aid,
3841 Darmfit oder 9566 Carbonfutter an.

3. Phase: Hohe TZ, gute FV
Nach der heiklen Absetzzeit beginnt die dritte Phase und dauert bis zum Einstallen in die Mast.
Ziel: Die Ferkel sollen so rasch wie möglich das Zielgewicht erreichen.
• Hochwertige Futterkomponenten
• Schmackhaftes Futter
Geeignet: FORS 3011 bis 3023, 3055 bis 3057.

Erfahrungen eines Züchters:
Thomas Glauser betreibt einen Abferkelbetrieb in München-
buchsee BE. Seine Erfahrungen fasst er wie folgt zusammen:

«Das wichtigste in der Ferkelfütterung ist meiner Meinung nach das Anfüttern unter der Sau. Ich beginne immer mit
der Wühlerde. Diese wird schnell von allen Ferkeln angenommen. Danach wird immer mehr Ferkelfutter beigemischt. Beim
Misten werden jeweils alle Futterreste aus dem Ferkelbereich weggeputzt.Beim Absetzen kommt eine Futtermischung mit FORS 3005 Baby Booster, 3023 Ferkel Performance und 3841 Darmfit zum Einsatz. Hier wird wieder Wühlerde eingesetzt, da dieFerkel dies bereits kennen. In den ersten Tagen streue ich zusätzlich Futter auf den Boden. Die Erfahrung zeigt, dass die Ferkel so eher zu fressen beginnen, da sie den Automaten noch nicht kennen. Bei der Fütterung erhalten sie zum frischen Stroh jeweils etwas Heu und Maiswürfel, dies vor allem zur Beschäftigung. Damit die Ferkel sofort nach dem Absetzen
das Wasser finden, haben sie zusätzlich zu den Nippeln auch Tränken zur Verfügung. Klar, geht es nicht immer ohne Durchfall. Ein gutes Management rund um das Anfüttern und Absetzen zahlt sicher aber immer aus.»

Autor: Melanie Weber

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