| Fachartikel

Kräuterschweine auf dem Hof der Familie Furrer

Der Hof Sonneweid der Familie Irène und Stephan Furrer liegt im Kanton Luzern etwas ausserhalb des Dorfes Gunzwil inmitten der grünen Landschaft. Furrers wohnten bis vor zehn Jahren mitten im Dorf und siedelten 2009 aus. Sie haben drei erwachsene Kinder – Matthias (27), Lea (25) und Basil (23) – die alle einen Beruf ausserhalb der Landwirtschaft erlernt haben. Der idyllisch und etwas abgelegene Bauernhof umfasst knapp 20 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, auf welcher Ackerbau betrieben wird. Daneben werden seit drei Jahren 400 Kräuterschweine gehalten.

Betriebsspiegel

LN: knapp 20 ha
Kulturen ca.: 4,5 ha Winterweizen; 1,5 ha Raps; 1,5 ha Sonnenblumen; 4,5 ha Triticale; 3,0 ha Mais; 3,0 ha Rüebli; 2,0 ha BFF; Dauerwiesen, Kunstwiesen
Tiere: 400 Mastschweineplätze
Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar, situativ Aushilfen

Sonnenblumen und Rüebli als etwas Neues
Seit ein paar Jahren werden auf der Ackerfläche nicht nur Getreide und Raps angebaut, sondern auch Sonnenblumen und Rüebli. Die Sonnenblumen werden im Getreidecenter Freiamt abgegeben und später zu Öl verarbeitet. Ein Teil der Kerne werden zurückbehalten und daraus eigenes, kaltgepresstes Sonnenblumenöl hergestellt. Auf dem Betrieb wird dies dann in Flaschen abgefüllt und bei speziellen Anlässen verwendet oder verschenkt.
Als neuen Betriebszweig werden, je nach Bodenbeschaffenheit, auf einer Fläche von 3,0 ha Rüebli angepflanzt und als Speisekarotten verkauft. Sie gedeihen in der Sonneweid ausgezeichnet und geniessen ein ungemein gutes Image.

Der neue Mastschweinestall
Stephans Herz schlägt schon sehr lange für die Schweine. Nachdem er auf dem elterlichen Betrieb im Dorf noch eine Ferkelaufzucht betrieben hatte, wurde am neuen Standort ein moderner Mastschweinestall mit 400 Mastplätzen realisiert. Der Stall ist BTS- und RAUS-konform. Im eingestreuten Liegebereich werden die Tiere drei Mal täglich rationiert am Trog gefüttert. Die moderne Trockenfütterungsanlage erlaubt es, die Ration dem Bedarf der Tiere täglich anzupassen. Ein Vormast- und ein Endmastfutter machen diese Multiphasenfütterung möglich. Die Schweine können jederzeit in den Auslauf, der im Sommer mit einem Sonnenschutznetz abgedeckt ist. Daneben sorgt eine Niederdruckvernebelungsanlage bei hohen Temperaturen für Abkühlung.
Der Stall wird kontinuierlich bestossen, d. h. alle zwei Wochen werden 50 Jager eingestallt, die immer aus demselben Zuchtbetrieb stammen. Jedes Tier wird gewogen, bevor es für die Schlachtung angemeldet wird. Die schlachtreifen Tiere werden nach ca. 100 Tagen und einem durchschnittlichen Schlachtgewicht von ca. 92 kg in den Schlachthof der Lucarna Macana nach Hinwil geliefert, wo alle Kräuterschweine geschlachtet und verarbeitet werden.

«Chrütersöili» als etwas Neues
Furrers lieben es, etwas Neues anzugehen. Das Projekt «Chrütersöili» kam vor drei Jahren deshalb gerade richtig. «Die Haltungsform von Schweinen ist in der Schweiz beinahe überall vorbildlich und ausgereizt. So kann man sich heute nur noch mit einem qualitativ speziellen Produkt abheben», betont Stephan. «Das Projekt ‹Chrütersöili› hat uns imponiert und beeindruckt. Deshalb haben wir uns entschieden mitzumachen».

Ein richtiger Entscheid
Heute sind Irène und Stephan Furrer überzeugt, dass sie vor drei Jahren mit dem Entscheid in die Kräuterschweineproduktion einzusteigen, das Richtige getan haben. Mastleistungen und vor allem die Fleischqualität sind ausgezeichnet. Die bisherigen geringen Verluste unter einem Prozent schreiben sie nicht zuletzt dem positiven Einfluss der Kräuter auf die Gesundheit der Tiere zu. Ebenso die Feststellung, dass es im und rund um den Stall dank den Kräutern weniger penetrant nach Schweinen riecht. Daneben gibt es viele positive Rückmeldungen von Passanten bezüglich der Haltung und von Konsumenten hinsichtlich der Fleischqualität und dem Fleischgenuss. Dieses Fleisch muss man einfach probiert haben!

 

Das Projekt Kräuterschwein
Im Projekt Kräuterschwein erhalten die Schweine während der gesamten Mastzeit ein Futter, welchem eine besondere Kräutermischung zugegeben wird. Damit entsteht das Kräuterfleisch vom Kräuterschwein. Die Kräutermischung verbessert die Fleisch- und Fettqualität nachweislich, d. h. die Unterschiede können mit Untersuchungen belegt werden. Das Kräuterfleisch unterscheidet sich von herkömmlichem Fleisch durch folgende Eigenschaften:

  • bessere Oxidationsstabilität des Fettes, d. h. das Fett wird weniger schnell ranzig
  • besserer Geschmack und Genusswert, längere Haltbarkeit des Fleisches, weniger gesättigte Fettsäuren und mehr gesunde, ungesättigte Fettsäuren, weniger Tropfsaft- und Kochsaftverlust, bessere Stallluft und geringerer Schweinegeruch im Stall und dessen Umgebung

Kräuterfleisch ist beliebt
In Degustationen haben 80 Prozent der Tester das Kräuterfleisch dem normalen Fleisch vorgezogen. Die vielen positiven Rückmeldungen der Konsumenten bestätigen diese gewonnenen Erkenntnisse. Seit dem Projektstart vor knapp drei Jahren konnte der Absatz des Kräuterfleisches stetig gesteigert werden. Heute werden in rund 20 Mastbetrieben Kräuterschweine produziert. Leider ist das Kräuterschwein noch nicht in allen Teilen der Schweiz an Verkaufspunkten erhältlich. Die aktuellen Verkaufsstellen sind auf der Website www.kraeuterschwein.ch ersichtlich. Mithilfe des Webshops, der ebenfalls auf der Homepage angeklickt werden kann, kann man sich das Fleisch aber auch ganz bequem nach Hause liefern lassen. Das Verkaufsnetz des Kräuterfleisches wird stetig ausgebaut. Das Ziel ist es, dass es dereinst in der ganzen Schweiz in Restaurants und Metzgereien erhältlich ist.

Autor: Urs Iseli

Zurück