Aufzucht – von der Entwöhnung zur erfolgreichen Trächtigkeit
Im ersten Teil der Serie wurden die Bedürfnisse der Jungtiere in den ersten fünf Monaten betrachtet. In diesem Teil widmen wir uns den Schlüsselelementen in der Zeit bis zur erfolgreichen Belegung der Tiere.
DIE JUGENDPHASE
Nach der Entwöhnung folgt der nächste wichtige Schritt in der Aufzucht. Die Ausschöpfung des maximalen Wachstumspotenzials in der Jugendphase des Kalbes. Um das Ziel des ersten Abkalbens mit 24 Monaten zu erreichen, ist es in der Tat notwendig, das Wachstum der jungen Kälber bestmöglich zu optimieren. Dies bedeutet eine intensive Fütterung mit konzentrierten, jedoch wiederkäuergerechten Rationen, um den Verzehr und die Entwicklung des Verdauungssystems zu fördern.
ZIELE JUGENDPHASE
- Ausschöpfung des Wachstumspotenzials
- Maximales Wachstum ohne zu verfetten (TZW: 1'000 g/ Tag)
- Pansenentwicklung fördern, um die Futtereffizienz zu steigern
RATIONSPARAMETER
- Mind. 950 VEM/kg (entspricht ca. 6,6 MJ NEL/kg), 17 % RP
- Dürrfutter und Grassilage, max. 35 % Maissilage (Rohproteinbedarf ist entscheidend)
- 1,5 bis 2 kg Aufzuchtfutter FORS 2333.00
Kälber in dieser Wachstumsphase haben hohe Anforderungen an die Ration. Um die Entwicklung der Knochen und der Muskulatur optimal zu unterstützen, wird die Ration durch das Aufzuchtfutter FORS 2333.00 Junior mit wertvollen Mineralstoffen und hochverdaulichen Eiweissträgern ergänzt. Eine wichtige Rolle kommt in dieser Phase auch der Struktur und Faserzusammensetzung der Ration zu. Durch das Zusammenspiel von strukturiertem Raufutter und hochverdaulichen Nährstoffen im Kraftfutter werden das Pansenvolumen und die Entwicklung der Pansenzotten gefördert. Zahlreiche Versuche haben gezeigt, dass sich der Einsatz von Kraftfutter in dieser Phase vorteilhaft auf die Verkürzung der Aufzuchtdauer und somit auf die Senkung der Aufzuchtkosten auswirkt.
DIE PUBERTÄTSPHASE
In dieser Phase gilt es, den Übergang von maximalem Wachstum auf die gezielte Förderung gewünschter Merkmale zu meistern. Ohne diese Anpassung verfetten die Jungtiere – mit negativen Auswirkungen auf die Brunstsymptome, den Belegungserfolg und die Entwicklung des Eutergewebes.
ZIELE PUBERTÄTSPHASE
- Format entwickeln – sichtbare Rippen und Rückenwirbel
- Vorbereitung auf die Trächtigkeit
- Kontrolliertes Wachstum
RATIONSPARAMETER
- 850 VEM/kg (ca. 5,9 MJ NEL/kg), 16 % RP
- Grassilage, max. 15 % Maissilage
- Reduktion der Gabe von FORS 2333.00 Junior ab zwölf Monaten
- Ergänzung der Ration mit Rohprotein
- Mineralstoffe (FORS 2823.00 Selenplus) und Salz ergänzen
In der Pubertätsphase richtet sich das Augenmerk darauf, eine optimale Körperkondition zu erreichen. Ziel ist ein BCS (Body Condition Score) von 2,5 bis 3 zum Besamungszeitpunkt. Es werden grossrahmige Rinder angestrebt, bei welchen die Rippenbögen sichtbar sind, die Hungergrube prall gefüllt ist und der Glanz des Felles eine optimale Versorgung widerspiegelt.
WEIDE IN DER AUFZUCHT
Es ist ratsam, die Tiere nicht vor dem Alter von drei Monaten weiden zu lassen. Die Grasaufnahme junger Kälber ist begrenzt; bis zu einem Alter von neun Monaten sollte zusätzliches Futter angeboten werden, um ein optimales Wachstum zu erreichen. Ein wichtiger Punkt bei der Weidehaltung während der Aufzucht ist die Parasitenkontrolle. Junge Tiere in der ersten Weidesaison sind speziell gefährdet. Nach dem Winter sind die Weiden zwar nur wenig kontaminiert, der Kontaminationsgrad nimmt aber bei der stetig bestossenen Weide kontinuierlich zu und erreicht sein Maximum im Sommer. Somit stellen kontinuierlich bestossene Standweiden ein speziell grosses Risiko dar. Eine medikamentöse Behandlung der Tiere circa sechs bis acht Wochen nach Weidaustrieb (um den Sommerpeak zu vermeiden) und zum Einstallen ist sinnvoll. Als Ergänzung zur medikamentösen Behandlung empfiehlt sich der Einsatz von pflanzlichen Produkten zur Parasitenkontrolle. Das Produkt FORS 2902.00 Antihelm dient als zusätzliche Sicherheit im ersten Weidejahr und als alleinige Parasitenkontrolle im zweiten Jahr.
Überblick Wachstum, Gewicht und Brustumfang nach Alter
Alter (Monate) | 0 | 2 | 4 | 6 | 8 | 10 | 12 | 14 | 16 | 18 | 20 | 22 | 24 |
Wachstum (g/Tag) | 600 | 850 | 900 | 950 | 900 | 825 | 750 | 675 | 625 | 575 | 500 | 400 | 250 |
Gewicht (kg) | 40 | 77 | 128 | 183 | 241 | 296 | 347 | 392 | 433 | 472 | 507 | 537 | 562 |
Brustumfang (cm) | 74 | 94 | 13 | 129 | 142 | 153 | 162 | 170 | 176 | 181 | 186 | 190 | 193 |
Quelle: Schothorst Feed Research
BESAMUNG NACH GEWICHT
In der Praxis kalben Rinder oft im Alter zwischen 22 und 28 Monaten. Studien zeigen, dass das optimale Erstkalbealter bei 24 Monaten liegt. Es ist allerdings besser, die Tiere nach Gewicht und Grösse zu bewerten, als strikt nach Alter zu besamen. Um ausreichend Milch zu produzieren und sich in der Herde behaupten zu können, sollten Rinder nach dem Kalben ca. 570 kg Lebendgewicht wiegen. Mit diesem Gewicht produzieren sie die Maximalmenge Milch in ihrer ersten Laktation. Leichtere Tiere werden unter dem erreichbaren Niveau der Milchproduktion bleiben, da sie sich noch weiterentwickeln müssen. Um das gewünschte Kalbegewicht zu erreichen, kann das Jungvieh bei einem Lebendgewicht von ca. 370 kg besamt werden.
MESSEN IST WISSEN
Oft steht man bei der Erfolgskontrolle der Aufzucht auf dem eigenen Betrieb im luftleeren Raum. Im Gegensatz zu anderen Produktionsrichtungen fehlen Messwerte wie z. B. die Milchkontrolle bei Kühen. Eine rein optische Beurteilung der Aufzuchttiere ist ohne geübtes Auge und Vergleichsmöglichkeiten schwierig. Aus diesem Grund empfehlen wir Ihnen, die Entwicklung Ihrer Rinder regelmässig zu überprüfen, indem der Brustumfang gemessen und mit der oben stehenden Tabelle verglichen wird.
DER TREND ZU IMMER TIEFEREM ERSTKALBEALTER
Das ideale Erstkalbealter liegt bei 24 Monaten. Es gibt allerdings immer mehr Aufzuchtkonzepte, die versuchen, die Tiere noch früher, z. B. mit 22 Monaten, kalben zu lassen. Dies geschieht mit dem Ziel, zwei Monate früher einen Ertrag zu erwirtschaften und die kostspielige Aufzuchtdauer zu verringern. Im Gegenzug erfordert die beschleunigte Aufzucht aber noch mehr Professionalität vom Betriebsleiter und ein hohes genetisches Potenzial der Tiere. Während der Jugendphase müssen die Tagezunahmen über 1’000 g liegen. Dies bedeutet ausgeklügelte Rationen und besonders der Tierhalter muss zu jeder Zeit alles unter Kontrolle haben. Für Rückschläge durch Krankheiten und Parasiten sowie Nährstoffschwankungen – wie sie bei der Weidehaltung vorkommen – hat es in diesem System keinen Platz. Um Erfolg zu haben, sollte jeder Milchbauer ein Erstkalbealter wählen, das seinen persönlichen Möglichkeiten und denjenigen seines Betriebs am besten entspricht. Es ist allerdings wichtig, die Haltung und Fütterung dem gewünschten Kalbealter entsprechend anzupassen.