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Hefeprodukte in der Tierfütterung: Was ist wichtig für deren Wirksamkeit?

Die Wirkungsweise von Hefen beim Wiederkäuer ist je nach Produkt sehr unterschiedlich. Es zeigt sich, dass eine tote aufgeschlossene Hefe gegenüber lebenden Hefen oder auch Hefezellprodukten enorme Vorteile bietet, da die Pansenmikroorganismen auf leicht lösliche Hefezellstrukturen reagieren und sich in der Folge vermehren. Dies führt zu einer höheren Fermentationsrate. Das Resultat ist eine verbesserte Futterverwertung und eine höhere Milchleistung.

In der modernen Wiederkäuerfütterung werden verschiedene Hefeprodukte wie Lebendhefen, Hefezellkulturen oder hydrolysierte (aufgeschlossene) Hefen eingesetzt. Die Hersteller versprechen mit dem Einsatz ihrer Produkte Veränderungen in der Pansenfermentation, eine bessere Futterverwertung sowie eine Stimulation der Immunität. Obwohl sich die Werbeanpreisungen der einzelnen Produkte sehr ähneln, können die Eigenschaften und auch ihre Wirkungsweise im Pansen sehr unterschiedlich sein. Daher ist es wichtig, die physiologischen Zusammenhänge zwischen Hefen und Pansenmikroorganismen zu kennen, um eine Aussage über die Wirksamkeit zu machen.

 

DIE MOLEKULAREN STRUKTUREN VON HEFEN SIND FÜR DIE WIRKUNG BEI WIEDERKÄUERN ENTSCHEIDEND

Die Wirkungsweise von Hefen bei Wiederkäuern wurde umfassend untersucht. Trotzdem bestehen darüber noch viele Unsicherheiten. Der Grund dafür ist, dass die biologischen Wechselwirkungen zwischen Mikroorganismen und Tieren im Allgemeinen auf den molekularen Strukturen der Hefen beruhen. Mit anderen Worten heisst dies, dass Grösse, Form, elektrische Ladung und andere physikalische Eigenschaften von Hefemolekülen für die Beeinflussung der Mikroorganismen im Pansen und somit für die Fermentation verantwortlich sind.

 

VERSTÄRKUNG DER PANSENFERMENTATION

Progut®, eine durch Hydrolisierung aufgeschlossene ganze Hefe, zeigte in Versuchen höhere Milchleistungen und eine Reduktion der Zellzahlen. Die Ursache dafür kann mit der Stimulierung der Fermentation im Pansen erklärt werden. In diversen Simulationsstudien sowie in Versuchen mit fistulierten Kühen konnten nach Zugabe von Progut® eine grössere Dichte der Pansenmikroorganismen sowie eine höhere Produktion kurzkettiger Fettsäuren gemessen werden. In der Folge stand für die Kuh mehr Eiweiss und Energie zur Verfügung. Weiter konnte gezeigt werden, dass Progut® jeweils diejenigen Bakteriengruppen anregte, welche in der entsprechenden Phase aktiv waren. Diese Anpassungsfähigkeit von Progut® auf die jeweiligen Pansenmikroorganismen bewirkt, dass bei den unterschiedlichsten Fütterungsregimen Effekte erzielt werden.

 

ZELLEN KOMMUNIZIEREN MITEINANDER

Mikroben haben die Fähigkeit, chemische Signale zu empfangen und zu senden. Mit deren Hilfe können sie diverse Aktivitäten steuern. Diese Kommunikation von Zelle zu Zelle geschieht innerhalb der gleichen, aber auch mit unterschiedlichen Bakterienarten. Man geht von der Annahme aus, dass Pansenmikroorganismen auch fähig sind, Hefezellen bzw. deren molekulare Strukturen zu erkennen und mit diesen zu «kommunizieren». In der Folge reagieren sie mit einem vermehrten Wachstum, um der vermeintlichen Konkurrenz entgegenhalten zu können. Je besser dabei die Hefe aufgeschlossen ist, desto mehr molekulare Strukturen sind vorhanden und umso heftiger reagieren die Mikroorganismen.

 

TOT IST WIRKUNGSVOLLER ALS LEBEND!

Aufgrund des optimierten Aufschlusses enthält Progut® viel mehr leicht lösliche molekulare Strukturen als lebende Hefen oder Hefezellkulturen. Pansensimulationsversuche mit verschiedenen Hefen, welche durch unabhängige Labors gemacht wurden, zeigten, dass mit Progut®, im Vergleich zu anderen Hefeprodukten, eine viel höhere Fermentationsrate erzeugt werden konnte. Praxisversuche ergaben, dass mit lebenden Hefen vor allem in einem frühen Laktationsstadium und mit einem hohen Kraftfutteraufwand eine Wirkung zustande kam. Progut® hingegen bewirkt, unabhängig vom Laktationsstadium und von der Kraftfuttermenge, stets eine Verbesserung der Fermentation. Das beweist auch gleichzeitig, dass der Wirkungsmechanismus von Lebendhefen, Hefezellprodukten und Progut® unterschiedlich sein muss. Weiter wird damit auch widerlegt, dass lebende Hefen für den Wiederkäuer besser geeignet sind als die tote hydrolisierte Hefe Progut®. Nicht zuletzt ist das Handling von Progut® viel einfacher, da lebende Hefen sehr empfindlich auf Temperaturen und Druck reagieren. IMMUNWIRKUNG DANK BYPASS-EFFEKT Viele Gesundheitsprobleme von Milchkühen hängen mit einem tiefen Immunstatus zusammen. Wie im ersten Teil gezeigt wurde, vermag Progut® die Immunität im Tier zu steigern. Man geht davon aus, dass ein Teil der Hefemoleküle den Pansen passieren kann und mit den Immunzellenrezeptoren im Dünndarm reagiert. Tiefere Zellzahlgehalte sowie bessere Blutwerte nach einem Einsatz von Progut®, die unter anderem auch in Schweizer Versuchen resultierten, sind Beweis dieses erhöhten Immunstatus. So konnte in Versuchen nachgewiesen werden, dass sich Kühe nach dem Abkalben schneller erholten und der Gehalt an Immunglobulin A höher war. Dies führt wiederum zu einem besseren Gesundheitsstatus der Kälber.

 

Der Autor Juhani Vuorenmaa ist wissenschaftlicher Leiter der Firma Suomen Rehu, Finnland, ein Unternehmen, das seit Jahrzehnten Futterzusätze entwickelt. Juhani Vuorenmaa befasst sich seit 25 Jahren mit der Erforschung der Wirkung von Hefen in der Tierernährung. Während dieser Zeit konnte er wertvolle Erkenntnisse sammeln.

Autor: Juhani Vuorenmaa, Finnland

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